Eröffnung der Brandenburger Apfelsaison am 1. September 2023
Abbau von Wettbewerbsverzerrungen für Brandenburger Obstbaubetriebe gefordert
Mit einer Anbaufläche von derzeit rund 771 Hektar stellen Äpfel die dominierende Obstart im Land Brandenburg dar und sind auch weiterhin das beliebteste Obst. Mit dem Saisonstart verbinden die Brandenburger Obstbetriebe auch den Aufruf an die Verbraucherinnen und Verbraucher, Äpfel aus der Region zu kaufen. „Unsere Obstgärtner verfügen über beste fachliche Kompetenz, qualitativ hochwertige und klimaangepasste Äpfel zu produzieren“, so Dr. Klaus Henschel, Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg e.V.
Der offizielle Start der Apfelsaison erfolgt am Freitag, den 1.September 2023 um 9.15 Uhr auf der Apfelplantage der Obstgut Franz Müller GmbH, Dorfstraße 1 in 15345 Altlandsberg/ OT Wesendahl. Landwirtschaftsminister Axel Vogel wird die Apfelsaison offiziell eröffnen.
Mäßige Ertragserwartungen
Erste Meldungen der Ernteberichterstatter gehen für dieses Jahr von einem Apfelertrag von 240 Dezitonnen je Hektar aus. Das wären nach Informationen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg 86 Dezitonnen je Hektar weniger als in dem sehr guten Apfelerntejahr 2022. Momentan ist mit einer Erntemenge von maximal 18.000 Tonnen Äpfeln zu rechnen. Ein Jahr zuvor wurden in Brandenburg 26.600 Tonnen Äpfel gepflückt.
Die vergleichsweise mäßigen Ertragserwartungen sind unter anderem auf Frostschäden in der Blütezeit und Schädlingsbefall zurückzuführen. Des Weiteren dürften der Starkregen und Hagel Mitte August die Erträge weiter gemindert haben.
Daher fordert der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. den Abbau von Wettbewerbsverzerrungen gegenüber europäischen Mitkonkurrenten und finanzielle Unterstützungen bei klimatisch bedingten Wetterextremen, wie Prämien für Hagel- und Mehrgefahrenversicherungen. Angesichts der beständigen Nachfrage nach regionalen Produkten ruft der Verband die Politik auf, für gleiche Produktionsbedingungen innerhalb der EU zu sorgen. Hierzu gehören zum Beispiel ein einheitlicher Pflanzenschutz sowie einheitliche Mindestlöhne in Europa. Ansonsten drohe eine Verlagerung des Obstanbaus in Billiglohnländer, wo das Obst unter wesentlich geringeren ökologischen und sozialen Standards produziert wird.
Obstgut Franz Müller GmbH
Gastgeber der diesjährigen Saisoneröffnung ist die Obstgut Franz Müller GmbH in Wesendahl. Der 1992 gegründete Betrieb baut mittlerweile in Wesendahl auf über 25 ha Äpfel, Birnen und Pflaumen an. Auf 20 Hektar wachsen Äpfel der Sorten Elstar, Gala, Wellant, Santana, Natyra; davon werden 3 ha für die Selbstpflücke zur Verfügung gestellt. Die Äpfel sind teilweise mit Hagelschutznetzen überdacht sowie fast komplett mit Frostschutzberegnung ausgestattet. Am Standort selbst sind 10 festangestellte Mitarbeiter sowie ca. 10 Saisonkräfte tätig, die sich mit Leidenschaft und hohem fachlichen Know-how um Anbau, Pflege sowie Ernte kümmern.
Im Jahr 2019 wurde der Betrieb mit der Umstellung auf ökologischen Anbau neu ausgerichtet. „Schon zehn Jahre zuvor haben wir uns mit der Idee, ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischem Stickstoff zu produzieren, beschäftigt und uns bei erfahrenen Bio-Obstbaubetrieben weiter qualifiziert“, so Geschäftsführerin Anke Wollanik. Auch der Wunsch unserer Kunden nach Bioäpfeln war ein Grund sich dem Öko-Anbau zuzuwenden. Am Ende sei es dann hauptsächlich eine persönliche und logische „Herzens-Entscheidung“ gewesen, zukünftig nach ökologischen Richtlinien anzubauen, so Anke Wollanik weiter.
Zweifel bestanden aber wegen der zunächst hohen Investitionskosten in Maschinen und dem Umbau der Anlagen, wegen des erhöhten Ausfallrisikos durch Schaderreger, der geringeren Erträge und vor allem wegen des erhöhten Personalaufwands. „Bitter war die Erfahrung größerer Ausfälle durch Schaderreger. Diese haben uns die Grenzen des biologischen Pflanzenschutzes aufgezeigt. Ohne chemische Ausdünnung blühen die Bäume unregelmäßiger und ohne mineralischen Stickstoff sind die Erträge insgesamt geschrumpft“, betont Anke Wollanik. Positiv hingegen sei aber die Entwicklung des Betriebes zu neuen, widerstandsfähigen Sorten, neuen Pflanzenschutzverfahren sowie zu einer noch größeren Artenvielfalt in den Anlagen. Ermutigend war auch, dass viele Kunden diese Form der Obsterzeugung wollen und honorieren.