1. ZukunftsTalk – Gemeinsam für Insektenvielfalt
Das war der ZukunftsTalk auf der LAGA Beelitz
Am 20. Mai 2022 fand, im Rahmen der Kampagne ZukunftGARTENBAU, der erste ZukunftsTalk auf der LAGA Beelitz statt. Anlässlich des Weltbienentags drehte sich alles um das Thema Insektenvielfalt. Was können wir für mehr Bienenwohl und klimaangepasste Blühfreuden tun? Darüber sprach die Moderatorin Yvonne Ernicke mit Thomas Bröcker, Obstbauer aus Frankfurt (Oder), Jens Firla, Vorsitzender des Imkervereins Beelitz, Kerstin Pahl, Vorsitzende im Verein Blühstreifen Beelitz e. V. und Dr. Melanie von Orlow, Biologin und Bienenexpertin.
Jens Firla, Vorsitzender des Imkervereins Beelitz:
„Gartenbesitzer – Wässern nicht vergessen: Ohne Wasser entsteht kein Nektar in der Pflanze, den Bienen zur Ernährung brauchen!“
„Oft hilft es den Bestäubern, eine Ecke im Garten nicht picobello anzulegen und Unkraut wie Brennnesseln mal stehen zu lassen.“
Thomas Bröcker, Obstbauer aus Frankfurt (Oder):
„Obstanbau hat einen großen Vorteil: Es gibt Bereiche, wo wir nicht arbeiten können. Es gibt immer einen Zaun, damit die Rehe nicht reinkommen. Am Zaun entlang lässt man ein paar Meter ungemäht stehen. Und wir binden Bündel mit Bambus in die Zäune. Diese zusätzlichen Nisthilfen haben für die Nützlinge schon einen guten Effekt.“
„Was schätzen Sie, wie viel verschiedene Insektenarten gibt es im Obstbau? Über 3.300! Das heißt: Wir bewegen uns mit der Artenvielfalt im kontrolliert-integrierten Obstbau auf einer ganz anderen Ebene, als wir bisher dachten.“
Kerstin Pahl, Vorsitzende im Verein Blühstreifen Beelitz e. V:
„Ein paar eindrucksvolle Zahlen: An jede Pflanze sind zehn Tierarten gebunden, darunter Insekten. Wenn ich eine Monokultur habe wie Spargel oder Sonnenblume, dann habe ich dort zehn Tierarten, die daran gebunden sind. Aber wenn ich eine Blühfläche habe mit 95 Arten, dann können wir hochrechnen, dass da schon fast 1.000 Tierarten sind. Es geht also um Vielfalt.“
„Wir haben einen kleinen Wettbewerb ins Leben gerufen. Wer mindestens zehn Quadratmeter Fläche mit mehrjährigen heimischen Wildpflanzen ansät, bekommt von uns das Saatgut. Und er bekommt diese schöne Gartenzaun-Plakette.“
Dr. Melanie von Orlow, Biologin und Bienenexpertin:
„Wir können nun mal nicht die Wale retten in der Innenstadt. Aber wir wissen: Gerade der Übergang zwischen Land und Stadt, das sind die artenreichsten Gebiete, die wir noch haben. Da, wo nicht groß Landwirtschaft betrieben wird, aber eben auch nicht die großen Häuserblocks stehen. Das ist genau dieser Übergang, den wir bewahren müssen.“
„Die Honigbiene mit ihrem Honig und Wachs ist nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein wirtschaftlich interessantes Gut geworden. Sie kann aber auch der Zugang zu einer unbekannten Welt für uns werden. Denn Insekten werden oft als eklig, gefährlich, problematisch wahrgenommen. Gegen diesen Trend müssen wir anarbeiten. Den Leuten soll klar werden: Insekten sind nicht nur nützlich und wichtig, man kann auch Empathie dazu aufbauen. Der Mensch schützt nur das, was er kennt und was er bereit ist zu lieben.“
Um die Artenvielfalt zu erhalten, kann jede und jeder etwas tun. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass insekten- und bienenfreundlichen Pflanzen den Garten, den Balkon und weitere Blühflächen in ein Bienenparadies verwandeln. Schaffen wir ein bisschen Unordnung, damit die Insekten sich wohlfühlen.
Beim nächsten ZukunftsTalk am 18. Juni geht es dann um unser regionales Gemüse. Wie nachhaltig und innovativ sind Spargelanbau & Co? Vor welchen neuen Herausforderungen stehen Gemüsegärtner*innen?